Make Waffles Not War

Ein paar Gedanken zum Krieg in der Ukraine im Februar 2022, da es sich doch erstaunlich nahe anfühlt, nicht nur geografisch gesehen, sondern auch in Bezug auf persönliche Begegnungen. Ich habe für mich, eigentlich den Grundsatz getroffen, mit meinen Hobby Projekten nichts Politisches oder Persönliches zu teilen, das Hobby soll ein Ausgleich zum Alltag sein und sich nicht mit derlei schwerwiegenden Problemen beschäftigen.


Dennoch holt die Realität einen manchmal auch bei so etwas schneller ein als erwartet. Nachdem ich erfahren habe das direkte Geschäftspartner*innen aktuell in Kiew arbeiten, leben und jetzt ausharren, fühlt es sich sehr auf einmal doch sehr Nahe an – auf eine andere Art uns Weise.



gunsandwaffles
Zuerst eine Herleitung des Namens dieses Projekts, dieser ist bewusst satirisch und dialektisch gewählt, auch wenn es auf den ersten Blick nicht ersichtlich scheint, soll mit „Knarren und Waffeln“ eine Absurdität erzeugt werden. Die Knarren (Guns) sind unsere Miniaturen, Space Marines, Raumschiffe, Drachen, Monster und was es sonst für tolle und kreative Modelle gibt. Die Waffeln, nun ja, irgendwie mag fast jede(r), Waffeln. Es geht nicht um Krieg oder eine explizite Gewaltverherrlichung.


Krieg und Wargames

In den letzten Tagen habe mit mir gehadert, in Bezug auf mein Hobby. Dennoch denke ich ist das etwas schizophren. Nach einigem Überlegen fiel mir ein, dass es zu jeder Zeit irgendwo auf diesem Erdenrund einen kriegerischen Konflikt gibt. Für uns Mitteleuropäer ist es „neu“, nach dem Kosovo Krieg, dass ein so großes Land wie Russland ein anderes großes Land wie die Ukraine angreift, das sich „Europa“ angenähert hat. In meiner Wahrnehmung gibt es eine gewisse kulturelle und geistige Übereinkunft in beiden Ländern mit Europa. Für Deutsche mag das über 70 Jahren nach dem zweiten Weltkrieg auch noch einmal anders wirken. Daher fühlt es sich auch so "nah" an.


Dennoch ist es moralisch schizophren. Wenn in Syrien Bürgerkrieg ist fühlen wir uns nicht so betroffen und hadern nicht mit unserem Hobby. Es gibt viele Länder die sich im Krieg oder sich in kriegsähnlichen Zuständen befinden. Man sollte jederzeit helfen wollen und daran mitwirken, dass diese Zustände sich zum besseren wenden. Damit will ich die aktuellen Geschehnisse nicht relativieren, aber ich möchte mein Hobby deswegen nicht einstellen. Was nicht heißt, nicht zu reflektiere und sensibel damit um zugehen.


Das Wargaming - Sci-Fi vs. Historisch/modern

Macht es einen Unterschied ob man Sci-Fi oder Fantasy System spielt oder ein historisches, bzw. modern Wargame?


Ich denke nicht, zwar habe ich bewusst eine sowjetische Flames of War Armee ausgewählt da ich nicht die „Nazis“, mit Wehrmacht und SS spielen wollte, aus genau diesen Gründen. Auch hatte ich die letzten Tage überlegt meine Sovjets zu verkaufen. Ich verabscheue diesen Konflikt und auch andere Konflikte. In wie weit macht das jedoch einen Unterschied im aktuellen Konflikt?


Das kann ich nicht beantworten, dennoch hat das Russland von heute, nichts mit der Sovjet Union von damals zu tun und es hat auch nichts mit einem Tabletop zu tun.


Darum spiele ich doch auch Tabletops, um mit Gleichgesinnten eine gute Zeit zu erleben. Es steckt sehr wenig Realismus in diesen Spielen. Die Grim Darkness von Warhammer 40K ist so überzeichnet, trotz realweltlicher Vorlagen, dass es satirisch ist. Fantasy Systeme sind genauso überzeichnet oder brauchen wir eine überzeugende Wirtschaft im Hintergrund damit unsere Truppen auf dem Spielfeld überhaupt Schuhe anziehen können?


Wir nehmen unsere Monsterchen und lassen sie andere Monster auffressen, indem wir Würfel werfen oder dergleichen. Wir nehmen nicht die Kalashnikov in die Hand und überfallen unseren Nachbarn, wenn uns das Spielergebnis nicht gefällt. Vielleicht lege ich bestimmte Modelle jetzt erst einmal zur Seite und beschäftige mich mit anderen.



make waffles not war

Zum Schluss noch ein paar Worte zum (in)offiziellen Slogan von gunsandwaffles.net.


Warum make waffles not war und nicht make love not war?

die Antwort ist für mich ganz einfach, ich muss nicht jeden „lieben“, dennoch kann ich mich mit den allermeisten Menschen an den Tisch setzten und gemeinsam eine Waffel essen – im übertragenen Sinne. Das ist doch der Kern unseres Hobbys, nicht die blutrünstige Realtität, sondern miteinander Spaß zu haben, beim Basteln, Malen, Spielen oder Geschichten erzählen. Es ist dabei doch auch egal, ob es ein Freund, ein Fremder oder ein Neuling ist dem man das Hobby näherbringen möchte.



Seid respektvoll und höflich mit anderen und versucht zu reflektieren im gemeinsamen Umgang. Wir wollen doch nur „spielen“. Das ist alles nicht der Weisheit letzter Schluss, wenn wir etwas offener sind und versuchen die Dinge von mehreren Seiten zu sehen ist schon viel gewonnen. Mir hat es geholfen meine Gedanken runter zu schreiben und andere Meinungen zu hören.



Hört euch auch gerne an was die Jungs von 1000 für den Imperator zu sagen haben, hier geht's zum Youtube Video.

Wer es etwas komplizierte mag, dem sei dieser Spiegel Gastbeitrag von Thomas Fischer vom 27.02.2022 empfohlen.


Ich hoffe und wünsche mir, dass dieser Konflikt schnellstmöglich beendet wird und eine vernünftige und friedliche Lösung gefunden wird.



Wenn ihr helfen wollt, gibt es auch verschiedene Angebote, Tagesschau.de hat hier eine Liste mit einigen Organisationen.

Darüber hinaus gibt es noch viel mehr, z. B. auch konkrete Hilfen mit Bereitstellung von Räumlichkeiten.